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Tiere im und am Rhein

 

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Wasserspitzmaus Roberto

Guten Tag

Ich heisse Roberto und bin eine Wasserspitzmaus. Ich lebe bevorzugt in Feuchtgebieten entlang von Gewässern und bin ein guter Schwimmer. Ich ernähre mich vor allem von selber gejagten kleinen Fischen und anderen Bewohnern des Wassers.
Das Leben im Uferbereich des Rheins ist nicht einfach und ist, vor allem seit dem Einfluss des Menschen, von vielen Veränderungen geprägt. Früher, als der Mensch den Rhein noch nicht kontrollieren wollte, überschwemmte der Fluss regelmässig grosse Teile des Uferlandes. Die dort wachsenden Auwälder boten hunderten von Tier- und Pflanzenarten Schutz, Heimat und Nahrung. Heutzutage sind die Auwälder in Mitteleuropa fast verschwunden. Sie mussten dem Siedlungsgebiet des Menschen, welches sich immer weiter ausbreitet, Platz machen.

Aber was nützt es euch, wenn ich über die guten alten Zeiten nachdenke. Ich möchte euch etwas über meine Heimat und deren Bewohner erzählen. Da es jedoch entlang des Rheins viele verschiedene Lebensräume gibt, möchte ich mich auf meinen eigenen beschränken: Dichte Ufervegetationen entlang des Rheins.

Auwälder

Auwald entlang der Donau
Oben: Auwald entlang der Donau

Auwälder sind Wälder die sich an Ufern von Gewässer bilden. Sie werden regelmässig und zum Teil lang anhaltend überschwemmt, was vor allem den Feuchtigkeit liebenden Baumarten, wie der Esche, der Pappel, den Erlen oder den Weiden gefällt. Das Unterholz dieser Bäume ist oft üppig ausgebildet, mit vielen hohen Gräsern und Gebüschen; oft auch mit Kletter -und Schlingpflanzen. Dies wiederum sorgt dafür, dass sich in Auwäldern sehr viele Tiere und Pflanzen wohl fühlen. Auwälder zählen nicht ohne Grund zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Nicht nur etwa 400 Falter -und 1000 Käferarten können die Auwälder als ihre Heimat bezeichnen, auch verschiedene Molcharten, Frösche und Kröten, Eulen, Steinkäuze, Spechte, Singdrosseln, Nachtigallen, Fledermäuse, Fischotter, Biber und viele mehr sind hier zu Hause. Je nach Häufigkeit und Dauer der Überschwemmungen sind die Wälder von mehr oder weniger Tieren bewohnt.

Falls ihr mehr über meine Heimat erfahren wollt, benutz doch das Internet, schlagt in Büchern oder Zeitschriften nach oder fragt Bekannte und Verwandte. Denn ich möchte euch nun meinen Freund, den Biber, als Bewohner des Rheins und der Auwälder etwas genauer vorstellen. Er soll euch ein Beispiel dafür geben, wie man sein Leben im Uferbereich eines Flusses gestalten kann. Nebenbei könnt ihr allerhand Interessantes über ihn erfahren.

Der Biber

Biber Lebensraum Biber
Oben: Der globale Lebensraum des Bibers
Art: Säugetiere – Nagetiere – Biber – Castor fiber
Merkmale: Hellbraunes Fell; kompakter Körper; platter, schuppiger Schwanz; an den Hinterfüssen Schwimmhäute zwischen den Zehen
Masse: Rumpf: 75 – 90 cm; Schwanzlänge: 28 – 38 cm; Schwanzbreite: 12 – 16.5 cm
Gewicht Durchschnittlich 18 Kilogramm
Verbreitung: Skandinavien; Osteuropa; Russland; Mitteleuropa: nur in kleinen isolierten Gebieten
Lebensraum: Fliessende und stehende Gewässer mit Auenwäldern
Nahrung: Laub; Zweige; Rinde; krautige Pflanzen; Gras
Sozialstruktur: Familienverbände
Geschlechtsreife: Mit 3 – 4 Jahren
Fortpflanzung: Paarungszeit: Ende Dezember – Anfang April; Geburten: April bis Juli
Tragzeit: 105 Tage
Anzahl Junge pro Geburt: 1 - 5
Geburtsgewicht: Rund 0.5 Kilogramm
Lebensdauer: Frei: ca. 20 Jahre; Gefangenschaft: bis 35 Jahre

 

Die Biberburg

Biberburg
Oben: Skizze einer Biberburg
Biber sind gesellige Tiere. Sie leben im Familienverband (Eltern und letzte Würfe) zusammen. Um den Jungen Schutz zu bieten, sich selber eine Ruhepause zu ermöglichen und natürlich zum Überwintern, bauen die Biber einen Bau, die so genannte „Biberburg“.

Der Eingang zur Burg liegt immer unter der Wasseroberfläche. Durch eine Röhre können die Biber unter das Gewölbe aus Ästen und Zweigen schwimmen.

Im Innern sind die einzelnen „Räume“ streng aufgeteilt, da die Biber ihren Bau stets sauber halten und sehr reinliche Tiere sind. Bevor man sich auf dem trockenen Reisig und den Holzspänen ausruhen kann, muss zuerst das Fell getrocknet

werden. Erst mit trockenem Fell darf man es sich bequem machen. Damit der Bau stets sauber bleibt, braucht es regelmässige Entsorgungen des Pflanzenmaterials des Schlaflagers und einen Luftschacht, der den Innenraum belüftet.

Damit die Biber zur Nahrungssuche nicht zu weit weg müssen, wählen sie den Standort der Biberburg am liebsten an einem Wasserlauf mit bewaldeten Ufern und möglichst tiefem Grund.

Doch wie schaffen es die Biber, dass ihre Burg nicht vom Wasser davongetragen oder ihr Schlafplatz vom Wasser überflutet wird?

Als Fundament dient die natürliche Umgebung. Die Tiere suchen sich eine Erhöhung aus Schlamm oder Steinen auf dem Flussgrund und schichten Äste darüber. Mit Zweigen und Schlamm dichten sie ihr Bauwerk ab. So erreichen sie einen bis zu 2 Meter hohen 0.6 Meter hohen Wohnraum, der trocken über dem Wasserspiegel liegt.

Biber

Besondere Merkmale

Biberzähne Zähne

Der Biber gehört zu den Nagetieren. Wie alle Nagetiere besitzt auch er in Ober -und Unterkiefer je 2 Schneidezähne. Diese wachsen ständig weiter, wodurch der Biber auf regelmässige Abnützung angewiesen ist. Die Innenseite der Zähne ist weicher als die äussere. Aufgrund dessen entsteht eine sehr scharfe Kante, mit der der Biber es schafft, ganze Bäume zu fällen.

Biberfüsse Füsse

Einerseits kann der Biber seine, mit einer Schwimmhaut ausgerüsteten, Füsse als Paddel benützen, andererseits dienen ihm die bis zu 2.5 cm langen Krallen dazu, auf glitschigen Baumstämmen oder nassen Uferzonen nicht auszurutschen.

Biber Nahrung Nahrung

Winter: Rinde und Holz von zum Beispiel Ahorn, Birke, Espe oder Pappel

Sommer: Ebenfalls Rinde und Holz, Laub, Schilf, Seerosen, Wasserlinsen, Laichkraut, Kräuter, Brennnesseln

Wenn man den Speiseplan des Bibers genauer betrachtet merkt man, dass er ein 100 %-iger Pflanzenfresser ist. Wie schafft es nun aber der Biber, die zähen Pflanzenfasern des Holzes zu verdauen? In der Tat ist dieser Vorgang nicht ganz einfach. Der Biber ist beim Verdauen der Nahrung auf die Hilfe von Mikroorganismen aus seinem Blinddarm angewiesen. Diese Spalten die Zellulose und setzen den Zellinhalt frei. Leider befindet sich der Blinddarm nach dem Darmabschnitt, der für die Aufnahme der Nährstoffe zuständig ist. Somit muss der Biber den Pflanzenbrei zuerst ausscheiden und anschliessend noch einmal verzehren, um die Nährstoffe aufnehmen zu können.

Biber Vorderpfoten Vorderpfoten

Die fünf Finger ohne Schwimmhaut an den Vorderpfoten haben 2 grosse Vorteile. Einerseits sind sie beim Graben von Gängen eine grosse Hilfe, andererseits kann der Biber damit Gegenstände gut festhalten.

Der Biber und sein Lebensraum

Biber in der Schweiz
Oben: Die Verbreitung des Bibers in der Schweiz
Wer den Biber besser kennt und hört, dass er in Mitteleuropa zeitweise vom Aussterben bedroht war, müsste eigentlich ins Stutzen kommen. Denn der Biber ist ein Anpassungskünstler. Er fühlt sich in schnell fliessenden Gebirgsbächen im Ural genauso wohl wie in kleinen Steppenflüssen in der Mongolei und sogar im Rhônedelta, wo kaum Bäume und Sträucher wachsen, ist er anzutreffen. Leider stellt man trotzdem fest, dass seit dem 20. Jh. alle Populationen des Europäischen Bibers aufgrund des menschlichen Eingreifens drastisch zurückgegangen sind. Flüsse wurden gestaut, Kraftwerke gebaut und Bäche in Beton Wände gezwungen. Die Lebensweise des Menschen steht überhaupt nicht im Einklang mit der des Bibers – und umgekehrt. Denn auch der Biber erschwert mit seiner Lebensweise ein friedliches Zusammenleben. Mit seinen Dämmen verändert er den Wasserlauf teilweise so, dass es für den Menschen Nachteile hat. Und seine Tätigkeiten an Bäumen und Sträuchern können auch nicht von allen einfach so hingenommen werden.

Zum Glück haben diverse Naturschutzprogramme erkannt, dass der Biber trotz allem ein Gewinn für unsere Landschaft und für das Ökosystem Fluss ist. Seit dieser Erkenntnis stecken viele Menschen ihre Arbeit in Renaturierungsprojekte und sehen mit Freude zu, wie der Bestand der Biber in der Schweiz sich wieder zögerlich erholt und heute bereits wieder auf 350 bis 400 Biber angewachsen ist.

Wasserspitzmaus Roberto

Gott sei Dank gibt es Menschen, die sich für die Bewohner der Flüsse und Auen einsetzen. Ich hoffe, ich konnte euch einiges über meine Heimat und meinen Freund, den Biber erzählen. Wenn ihr das nächste Mal am Rhein spazieren geht, dann hält doch Ausschau nach einer Biberburg.

Auf ein tolerantes Zusammenleben

 

Euer Freund

 

Roberto